Historie
Firmengeschichte von F.L. Michaelis
Mit Schreiben vom 1. Januar gab der Kaufmann Franz Ludwig Michaelis die Gründung der Firma F.L. Michaelis als ein Agentur- und Kommissionsgeschäft bekannt. Neben verschiedenen, heute nicht mehr existierenden Firmen in Hamburg, London und Vera Cruz nannte er auch die Bremer Firma Heinr. Rüppel & Sohn als Referenz. Das erste Comptoir befand sich an der Schlachte 27. Die Eintragung ins Handelsregister erfolgte am 4. Januar 1875 und gilt heute als offizieller Gründungstag. Eine Bankverbindung wurde schon bald zur bis heute bestehenden Hausbank Carl F. Plump & Co. aufgenommen.
Franz Ludwig Michaelis – ein Onkel des späteren, kurzzeitigen Reichskanzlers und preußischen Ministerpräsidenten Georg Michaelis – hatte zuvor viele Jahre in Lateinamerika verbracht. In den ersten Jahrzehnten nach der Gründung war das Unternehmen hauptsächlich im Bereich der Seeschifffahrts-Agenturen tätig.
Im Jahr 1897 trat Conrad Dietrich Rudolf Hohn, der Großvater der heutigen Inhaber, als Prokurist in die Firma ein und wurde 1903 Gesellschafter. Nach dem Tod des Gründers im Jahr 1919 führte er das Unternehmen als Alleininhaber weiter. Als sich unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg die Vertretung ausländischer Reedereien stark ausweitete, wurde 1921 eine Niederlassung in Bremerhaven gegründet. Zu dieser Zeit vertrat die Firma unter anderem die renommierte englische Reederei Royal Mail Lines.
1930 nahm Conrad Rudolf Hohn – seit 1909 Konsul von Guatemala und in Bremen Doyen des konsularischen Corps – seinen ältesten Sohn Conrad Henry Hohn als Teilhaber auf. 1936 trat auch der zweite Sohn Wilhelm Ludwig Hohn, nach seiner Rückkehr von einer langjährigen Tätigkeit auf einer Kaffeeplantage in Haiti, in die Gesellschaft ein.
Während der Senior weiterhin im Agenturgeschäft tätig blieb, bauten seine Söhne das Warengeschäft gezielt aus. Bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurde der Handel mit Rohkaffee und Tee stetig erweitert, und bereits damals konnte die Firma auf einen treuen Kundenkreis im gesamten ehemaligen Reichsgebiet blicken.
Mit Kriegsbeginn kam der Einfuhrhandel sowie die Reederei-Vertretung abrupt zum Erliegen. Dennoch gelang es, den Geschäftsbetrieb durch die Umstellung auf den Handel mit Lebensmittel-Ersatzprodukten aufrechtzuerhalten. In den Wirren des Jahres 1944 brannten die Geschäftsräume in der Langenstraße vollständig aus. Trotzdem wurde der Betrieb mit einigen unerschrockenen Mitarbeitern in einer Bremer Vorstadt unter schwierigsten Bedingungen bis zum Kriegsende fortgeführt.
Unmittelbar nach dem Krieg nahm das Unternehmen im Saal einer Gaststätte in der Kirchbachstraße wieder die Herstellung, Verpackung und den Handel mit Ersatztees und pflanzlichen Produkten auf. Der Arbeitsablauf für bis zu 20 Packerinnen wurde bei Stromausfällen regelmäßig durch Lichtmangel unterbrochen. Produziert wurde unter anderem das bei Kindern beliebte Brausepulver. Ältere Bremer erinnern sich sicher noch an das farbenfrohe Produkt „Brausejunge“. Das erste Lieferfahrzeug war ein Fahrrad mit Hilfsmotor und kleinem Anhänger.
1946 verstarb der Senior, Konsul Hohn, im Alter von 80 Jahren. Das Agenturgeschäft wurde daraufhin aufgegeben.
Ende 1948 konnte der traditionelle Importhandel mit Rohkaffee und Tee wieder aufgenommen werden, und das Unternehmen konzentrierte sich fortan vollständig auf diesen Bereich.
1963 verstarb Conrad Henry Hohn, woraufhin sein Sohn Henry Rudolf Hohn als Teilhaber in die Firma eintrat. Zu dieser Zeit wurde das Importgeschäft um die Einfuhr von Obst- und Gemüsekonserven aus Übersee erweitert. Dieser Geschäftsbereich wurde jedoch Anfang der 1990er-Jahre infolge der starken Konzentration im Lebensmittelhandel wieder eingestellt.
1991 verstarb Wilhelm Ludwig Hohn im Alter von 84 Jahren. Bis zuletzt war er im Geschäft aktiv. Nach seinem Tod wurde sein Sohn Bernd Hohn Teilhaber, nachdem er bereits zehn Jahre zuvor in das Unternehmen eingetreten war.
2007 trat Herr Matthias Schülke in das Unternehmen ein und wurde 2009 geschäftsführender Gesellschafter. Er übernahm zunächst die Leitung der Kaffeeabteilung von dem langjährigen Prokuristen Peter Fischmann und später auch die Geschäftsführung von Herrn Henry Hohn. Beide Herren wurden nach mehr als 46 Jahren im Dienst in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet. Herr Henry Hohn steht dem Unternehmen weiterhin beratend zur Seite.
2009–2022: Strategische Entwicklung und neue Impulse
Zwischen 2009 und 2022 durchlief F.L. Michaelis eine bedeutende Phase der Weiterentwicklung. Unter der geschäftsführenden Leitung von Matthias Schülke und Bernd Hohn wurden zentrale Projekte angestoßen, die das Unternehmen langfristig stärkten und zukunftsorientiert ausrichteten.
Ein besonderer Fokus lag auf der Entwicklung und Umsetzung neuer Projekte im Kaffee- und Teebereich. Dazu gehörten unter anderem die Einführung ausgewählter Spezialitätenkaffees aus kleinbäuerlichem Anbau sowie der Ausbau des Teesortiments um seltene und funktionelle Sorten. Durch enge Zusammenarbeit mit Produzent*innen vor Ort und regelmäßige Ursprungsreisen konnte die Produktvielfalt gezielt erweitert und gleichzeitig die Qualität kontinuierlich gesteigert werden.
Parallel dazu engagierte sich F.L. Michaelis verstärkt in sozialen Projekten in den Ursprungsländern – beispielsweise durch die Förderung lokaler Bildungsinitiativen, die Unterstützung von Frauenkooperativen oder Investitionen in nachhaltige Infrastrukturmaßnahmen. Diese Aktivitäten spiegeln die wertebasierte Unternehmensphilosophie wider, die Verantwortung über den reinen Handel hinaus übernimmt.
Auch der Aufbau langfristiger Kundenbeziehungen wurde strategisch gefördert. Persönliche Betreuung, partnerschaftlicher Austausch und Verlässlichkeit bildeten das Fundament, auf dem bestehende Verbindungen vertieft und neue Partnerschaften – auch im europäischen Ausland – aufgebaut wurden.
Veränderung und Kontinuität: Der Blick nach vorn
Im Jahr 2022 traf das Unternehmen ein schwerer Verlust: Der langjährige geschäftsführende Gesellschafter Matthias Schülke verstarb plötzlich und unerwartet. Die Anteilnahme aus dem Kunden- und Lieferantenkreis war groß und zeigte das hohe Ansehen, das Herr Schülke weit über die Grenzen Bremens hinaus genoss. Er hatte das Unternehmen mit Weitblick, Engagement und Menschlichkeit geprägt.
Trotz dieses Verlusts konnte die Kontinuität im Unternehmen gewahrt werden. Im selben Jahr trat Mareike Hohn, Tochter von Bernd Hohn, in das Unternehmen ein. Als Vertreterin der nächsten Generation bringt sie frischen Wind, neue Ideen und eine moderne Handschrift mit in die Firma. Mit einem ausgeprägten Sinn für Qualität, Nachhaltigkeit und unternehmerische Verantwortung setzt sie wichtige Impulse – unter anderem durch die stärkere Integration digitaler Vertriebswege, den Ausbau nachhaltiger Lieferketten und den Aufbau langfristiger Partnerschaften mit Produzenten in den Ursprungsländern.
2025 – 150 Jahre F.L. Michaelis: Rückblick und Aufbruch
Im Januar 2025 feiert F.L. Michaelis sein 150-jähriges Bestehen. Dieses besondere Jubiläum ist nicht nur Anlass zum Rückblick auf eine beeindruckende Firmengeschichte, sondern auch ein Aufbruch in eine neue Zeit. Die Feierlichkeiten stehen unter dem Motto: „Tradition bewahren – Zukunft gestalten“ und würdigen die Leistung all jener, die in eineinhalb Jahrhunderten das Fundament für diesen Erfolg gelegt haben.
Persönlich & nachhaltig – „Wurzeln bewahren, neue Wege gehen“
150 Jahre Firmengeschichte sind Verpflichtung und Chance zugleich. In einer Zeit globaler Umbrüche braucht es feste Werte und gleichzeitig den Mut, neue Wege zu gehen. F.L. Michaelis blickt optimistisch in die Zukunft – mit dem Ziel, die Stärken der Vergangenheit mit den Anforderungen und Möglichkeiten der Gegenwart zu verbinden.
Dazu gehören Investitionen in Klimaprojekte in den Ursprungsländern, langfristige Direktbeziehungen mit Kaffeefarmer*innen, der Ausbau des Bio-Segments und eine konsequente Digitalisierung interner Prozesse.
Auch das Wissen der Kundschaft hat sich verändert: Transparenz, Herkunft, sozial-ökologische Verantwortung und Qualität sind heute entscheidende Kriterien. F.L. Michaelis will diese Erwartungen nicht nur erfüllen, sondern aktiv mitgestalten – unter anderem durch die Unterstützung mehrerer sozialer Projekte in den Ursprungsländern, moderne Services, zeitgemäße Kommunikation und Produkte, die den Geist unserer Zeit treffen.